Nanopartikel nehmen eine wichtige Rolle in vielen modernen Industrien ein. Arzneien, Biotechnologie, Kosmetika und vieles mehr setzt auf die winzigsten Teilchen, um besondere Eigenschaften zu erzielen. Das Med Uni Graz Spin-Off und Deep-Tech-Unternehmen BRAVE Analytics hat in Kooperation mit der Universität Graz und mit Hilfe ihrer innovativen Geräte Durchbrüche in dieser Sparte feiern können.
Forschung im kleinsten Bereich
In einer soeben in Physical Review Applied erschienen Arbeit schlagen WissenschafterInnen der Med Uni Graz und der Uni Graz ein Messverfahren vor, das eine rasche, verlässliche und robuste Bestimmung dieser kritischen Größen erlaubt. „In dem Verfahren werden die zu untersuchenden Nanopartikel durch einen Kanal gepumpt, gleichzeitig bewegt sich in Flussrichtung ein schwach fokussierter Laserstrahl, der zwei Aufgaben erfüllt. Erstens können die Nanopartikel durch das gestreute Licht beobachtet werden, zweitens übt das Licht Kräfte auf die Nanopartikel aus“, erklärt Ulrich Hohenester von der Universität Graz
Schwimmende Partikel
In der aktuellen Arbeit werden die Nanopartikel durch die Lichtkräfte vom Lichtfeld gefangen, wenn Sie durch die Messzelle „schwimmen“, während sie in Flussrichtung beschleunigt werden. Indem man die Beschleunigung der einzelnen Nanopartikel misst und analysiert, erhält man detaillierte Informationen über die Größenverteilung, Geometrie und Konzentration der Nanopartikel.
Die Idee zu diesem Verfahren stammt von Christian Hill an der Med Uni Graz, der im Moment zusammen mit seiner Firma BRAVE Analytics ein kommerziell erhältliches Messgerät basierend auf diesem Verfahren entwickelt. Die theoretische Beschreibung und die Auswertung der Experimente erfolgte von Marko Šimić zusammen mit Ulrich Hohenester vom Institut für Physik an der Universität Graz. „Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit aus medizinischer Forschung, theoretischer und technologischer Entwicklung zusammen mit medizinischer bzw. biomedizinischer Anwendung fügt sich auch gut in die Ziele von BioTechMed-Graz ein“, so der Forscher und Entrepreneur Christian Hill.
Projekte am Start
Mit dieser innovativen Technologie im Gepäck wurde ein von FFG (Österreichische Forschungsförderungs GmbH) gefördertes Projekt gestartet. Im Rahmen dieses Projekts wird die Probenvorbereitung nanotechnologischer bzw. pharmazeutischer Flüssigkeiten wie Partikel zum Knochenaufbau, Emulsionen, Impfstoffe oder ähnlichen Produkten begleitend erforscht. Das Projekt ist am 1. April 2022 gestartet und wird voraussichtlich bis 20. Juni 2023 durchgeführt. Diese Arbeit wurde zudem von der Europäischen Kommission über das Projekt NanoPAT (Grant Agreement Nummer 862583), an dem auch die Med Uni Graz beteiligt ist, gefördert und unterstützt.
Im Rahmen des Projekts soll die Anbindung der patentierte OF2i®-Technologie in industrielle Prozessanlagen erforscht werden um so die automatisierte Qualitätskontrolle zu verbessern, Flaschenhälse zu reduzieren und Engpässe eliminieren. Aktuell fokussiert sich das Projekt auf die Sparten Pharma, Biotech und Materialtechnologie.
Marktstart Anfang nächsten Jahres
Ein Highlight für das Spin Off wird der offizielle Marktstart der B2 -Geräte Serie für Laboranwendungen Anfang nächsten Jahres. Diese stellen die beschriebene OF2i® Messmethode als kompaktes Laborgerät bereit, und dienen der Vermessung von z.B. zeitaufgelösten Partikel-Formierungsprozessen oder der Bestimmung von niedrigsten Konzentrationen „wie diese zum Beispiel im Bereich Wasseranalytik von Nano-Plastics eine wesentliche Rolle spielen“, erklärt Christian Hill.
Der Weg in die Industrie
Die Vor-Präsentation und Produkt-Demos auf der weltgrößten Laborgeräte-Messe „Analytica 2022“ erzeugten bereits großes Interesse und enge Kooperationen sind hier nicht zuletzt auch mit verschiedenen Instituten der Medizinischen Universität Graz, der Montan Universität Leoben und anderen interessierten Stellen im Gange.
„Die Fertigung, Montage und Endkontrolle der High-Tech-Geräte wird vollständig im Herzen von Graz gemacht“ so der Co-Founder und CFO/COO Gerhard Prossliner, „und zurzeit sind wir mit der Produktion von Geräten gut ausgelastet“. Vorbestellungen sind möglich, und werden auf einer „first come, first serve“ Basis gehandhabt.